Ruhe und Ordnung – Das Sicherheitsmagazin

Razvan Stoicescu im Barbara Mucha Verlag – Zwei Jahre Zusatzhaft

Posted in Einbruch, Fokus Wien, Gericht, Landesgericht Wien by sicherheitwien on 13. Oktober 2009

Am 15. Februar 2009 wurde der Barbara Mucha Verlag Opfer von drei rumänischen Einbrechern.
(Foto: diemucha.at)

(Wien, im Oktober 2009) Jener rumänische Einbrecher, der bereits ein Mal in Österreich wegen Einbruchs in Haft saß (22 Monate), damals vom Bundespräsidenten nach acht Monaten begnadigt und vorzeitig entlassen wurde, derzeit aktuell acht Monate für einen neuen Wohnungseinbruch (am 20. März 2009) in Wiener Haft sitzt, bekommt für einen massiven Einbruch im Barbara Mucha Verlag am 15. Februar 2009 in der Mariahilferstraße 89 eine weitere Zusatzstrafe von zwei Jahren unbedingtes Gefängnis. Er war einer von drei Tätern und ist „geständig“. Seine beiden rumänischen Komplizen sind noch flüchtig. Allein der Sachschaden an der Eingansgtür zum Verlag betrug 21.000 Euro (Tischlerei-Gutachten). Die Beute betrug weitere 30.000 Euro, darunter zwei schwere Handtresore (je 30 Kilo) mit Bargeld und Goldmünzen sowie zwei Luxushandies (4.500 Euro und 7.000 Euro) – alles bis heute spurlos verschwunden.

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In Anlehnung an Matthäus 16, 26: Was hülfe es dem Leser, wenn man ein Foto von einem Serieneinbrecher brächte, wenn sich sein Gesicht in den kommenden 39 Monaten, die er abzusitzen hat, wieder verändert? Was sich nicht verändert, ist sein Name: Razvan Stoicescu. Doch auch die Namensnennung macht keinen Sinn. Es gibt Millionen von Rumänen und dieser eine wird sich nach seiner Haft nicht in Österreich niederlassen.

Einer von vielen

Stoicescu ist ein Allerweltstyp, etwa 35 Jahre alt, schlank, dunkle Haare, glatt rasiert, in Jeans und dunklem Pulli. 300 solche Leute gibt es im Gerichtsgefängnis JA Wien-Josefstadt. Es ist nicht Aufgabe dieses Journals, alle mit Foto bekannt zu machen. Denn sie bekommen eine minimale Haft und tauchen wieder ab. 300 neue Rumänen rücken in fünf Jahren nach, die man wieder bildlich bekannt machen müsste. Damit künftige Österreicher eine Ahnung haben, welchen Lebensweg der eine oder andere einschlägt. Doch dieses Prinzip der Berichterstattung muss scheitern, wie die Kraft der medialen Kriminalberichterstattung allgemein scheitern muss, denn die Kraft der Medien ist zu klein.

Dieser Einbrecher denkt sich überhaupt nichts dabei, Geschäfte an Wiener Einkaufsstraßen auszuräumen. Im ganzen knapp dreißigminütigen Strafprozess sagt er kein Wort, dass er den Unterschied zwischen fremdem und eigenem Besitz versteht. Seine Philosophie ist, dass fremdes Eigentum sein Eigentum werden solle. Und das möglichst bald. Dazu ist er nie allein unterwegs. Interessanterweise gibt er an, dass er drei Kinder hat. Diese sind aber in Rumänien. Man hat erwartet, dass er standardgemäß dies angibt: Großmutter starb, Vater wird politisch verfolgt, Frau braucht eine lebenswichtige Operation. Er sagt nur: „Ein Kind braucht eine lebensnotwendige Operation.“ Welches Krankenhaus, wüsste man gerne. Aber es wäre Verschwendung von Atem.

Einmal begnadigt

2008 wurde Razvan Stoicescu in Österreich das erste Mal aktiv. Der damalige Einbruch hatte eine stolze Beute, wurde aber nicht als gewerbsmäßig eingestuft, da es nur einer blieb. Es gab am Landesgericht Wien 22 Monate Haft, die zu Weihnachten 2008 mit einer Begnadigung durch Bundespräsidenten Heinz Fischer endete. Er ging über Weihnachten nach Italien, wo sich viele Rumänen aufhalten. Dann hatte er wieder die Idee, Österreich zu besuchen. Vor Richter Stefan Erdei sagt er, wohl nicht ganz wahr und unwahr: „Ich kam aus Italien nach Österreich, um einen Freund zu besuchen.“ Er kam, will er sagen, privat, ohne Auftrag, wurde nicht von einer Mafiaorganisation „geschickt“. Dann wurde er nach einem singulären Wohnungseinbruch am 20. März 2009 erneut festgenommen und am 20. April 2009 am LG Wels zu einer hohen Haft verurteilt. Acht Monate plus Widerruf der kürzlich vorzeitigen Entlassung (14 Monate), die er soeben absitzt. In der JA Wels gestand er dann im Juli 2009 nach erdrückender Beweislast durch DNA Spuren auf Werkzeugen und am Wiener Tatort im Mucha Verlag, den Einbruch in der Wiener Verlagsgesellschaft. Dafür erhält er am 13. Oktober 2009 noch einmal 24 Monate Zusatzhaft. Bei einer Strafandrohung von 0,5 Jahre bis 5 Jahre „liegt das im unteren Bereich“, so der Richter in seiner Begründung. Mildernd ist, dass er die beiden Komplizen genannt hat, die jedoch über alle Berge sind.

„Habe Schulden bei Zigeunern“ (sagt der Zigeuner)

Das Geständnis, so weit es vorgetragen wird, ist wertlos. Der Einbrecher sagt nur, dass er im Verlag Mucha mit dabei war. Die Freunderln hätten das Objekt ausgewählt. Was gestohlen wurde, dazu schweigt er dann schon wieder. Er habe nicht gesehen, was eingepackt wurde, hatte nur untergeordnete Rollen. Fast möchte man in den Ton der „Kronen Zeitung“-Leserbriefschreiber verfallen. Der Richter macht es anderes, er bleibt still, spricht ganz leise, um seine Stimmbänder zu schonen: „Warum haben Sie mitgemacht?“ „Ich bekam 500 Euro dafür.“ „Wofür brauchten Sie das Geld?“ „Ich habe 5.000 Euro Schulden bei Zigeunern.“ Richter Erdei, zurückhaltend: „Bei Ihnen wurde nur ein kleiner Schraubenschlüssel gefunden? Wie haben Sie damit einen Eisensafe geöffnet? Wie haben Sie das gemacht? Das ist ja nicht so einfach?“ Angeklagter: „Zwei andere hatten größere Schraubenschlüssel.“ Richter: „Wie ist die Beute abtransportiert worden?“ „Mit dem Taxi.“ Richter: „Waren Sie da noch dabei?“ „Mit dem Taxi bin ich nicht mehr mitgefahren“, spielt der Einbrecher seine Rolle herunter. Etwas später sagt er: „Wir fuhren mit dem Taxi weg.“ Er weiß es halt nicht mehr so genau, der Arme. Im Trubel der möglicherweise noch unentdeckten Einbrüche von seiner Hand kann im Kopf schon etwas durcheinander geraten.

Silberbestecke, Kerzenständer

Der Richter, weiter defensiv: „Was wurde gestohlen?“ Angeklagter: „Fünf, sechs Handies.“ Einbrecher macht eine Kunstpause, auf die nichts mehr folgt. Der Richter hilft mit Blick in den Akt nach: „Und zwei Silberbestecke, zwei Kerzenständer, mehr als zehn Handies der Redaktion, auch wertwolle, zwei Handsafes, zwei Taschen.“ Ach ja, dann will der Richter wissen: „Hatten Sie die Taschen schon mitgebracht?“ „Wir haben Sie von dort genommen.“ Richter ergänzt: „Es waren zwei Louis Vuitton – Taschen.“ Und fügt gemächlich hinzu: „Teures Transportmittel.“ Was soll man sich aufregen. Es ist sowieso zwecklos.

Kundenfrust bei Barbara Mucha: Safes weg! (Foto: DieMucha.at)

Und die Safes? Richter: „Was wurde aus den Safes gestohlen?“ „Das habe ich nicht gesehen“, sagt der Einbrecher, der im Trio unterwegs war und nichts gesehen haben will. Richter: „In einem Safe waren 3.000 Euro und Goldmünzen. Im anderen Dokumente.“ Richter: „Haben Sie den Safe vor Ort aufgemacht?“ „Ja.“ Das ist verkürzt, denn etwas später sagt der Einbrecher, dass sie beide Safes im Taxi abtransportiert haben. Das Taxi war vermutlich kein „Taxi“, sondern ein vierter Komplize, denn ein Taxifahrer, bei dem drei Herren mit dicken Taschen und zwei 30 Kilo-Safes einsteigen, muss Wahrnehmungen machen oder beteiligt sein.

Drei Verfahren in zwei Jahren

Die Befragung bleibt kurz. Razvan Stoicescu hat nun in zwei Jahren drei Mal österreichische Landesgerichte beschäftigt. Er kassierte im April 2008 22 Monate, wird entlassen (14 Monate offen). Er kassiert am 20. April 2009 wieder 22 Monate (8 Monate plus Widerruf von 14). Er kassiert nun im Oktober 2009 zusätzliche 24 Monate. Was will man hier über Methoden, Techniken, Können, Hintermänner reden. Das ist ein Mann, der auf Druck alles abgrast, bis es nicht mehr geht.

Der „Informierte Vertreter“ des Barbara Mucha Verlages berichtet kurz und bündig vom Vorfall. Der 35-Jährige arbeitet im Verlag und hat Schadenslisten mit. Allein die Tür wurde massiv zerstört. Der Tischler machte ein Gutachten und eine Reparatur: 21.000 Euro Auslagen. Der Schaden durch den Verlust der Wertgegenstände beläuft sich auf knapp unter 30.000 Euro, sodass im rechtlichen Sinn der „Gesamtschaden“ unter 50.000 Euro bleibt. Dadurch ist die Gesamtanklage bei 0.5 bis 5 Jahre und nicht (beim größeren Coup) bei 1-10 Jahre angezeigt.

Luxushandies

Der Richter frägt einmal nach: „Was sind das für Handies in der Schadensliste um 7.000 und 4.500 Euro?“ Der Mucha-Vertreter erklärt, dass das „Testhandies“ von Luxusherstellern sind, die der Verlag ankauft (naja, wohl manchmal) und dann „unabhängig testet“. Soll sein: „Der Mucha-Verlag kauft von unterschiedlichen Herstellern Elektronikgeräte an und testet sie dann für die Zeitschrift“. (Möglicherweise kauft man die Geräte wirklich an. Aber dazu gibts dann möglicherweise eine 4-c-Werbeseite.) Der Verlagsvertreter bestätigt noch, was in den Tresoren war: Bargeld, ein paar Goldmünzen und viele Verträge und Papiere. Richter: „War das Privatvermögen?“ „Nein, das war Firmeneigentum und Anlagevermögen.“ Die Versicherung ersetzte die Werte, daher verzichtet der Firmenvertreter überraschenderweise sich als Privatbeteiligter anzuschließen.

Im Schlussplädoyer will die Pflichtverteidigerin lustig sein und sagt: „Die haben nicht gewußt, dass so viele wertvolle Gegenstände zu finden sind und haben es vermutlich unter dem Wert verkauft.“ Sei es wie es sei, das ist dann mangelndes kaufmännisches Talent. Zwei Jahre Haft. Der Angeklagte will noch nachdenken, drei Tage und das tut die Staatsanwältin auch. Es wird rechtskräftig werden.

Marcus J. Oswald (Ressort: Einbruch, Fokus Wien, Gericht, Landesgericht Wien) – 13. Oktober 2009, Saal 307, 11 Uhr 20 – 12 Uhr 07

BIA Ade – Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung kommt

Posted in Bestechung, Korruptionsbundesamt by sicherheitwien on 4. Juli 2009

Das Bundesamt gegen Korruption soll Unfälle in Beamtenreihen verhindern, da die Republik die Gemeinschaft aller ist und nur dann nicht in Anarchie zusammenbricht, wenn Beamte clean bleiben. (Foto: Marcus J. Oswald vor seinem Stammcafé, wo durch schlechtes Einreihen nur ein Zusammenstoß mit der Straßenbahn erfolgte.)

(Wien, im Juli 2009) Die Nachfolgeorganisation des BIA (Büro für Interne Angelegenheiten) des Innenministeriums steht in den Startlöchern und wird mit 1. Jänner 2010 seine Arbeit aufnehmen. Das neue Amt heißt: „Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung“. Abkürzung wahrscheinlich BKK, nicht zu verwechseln mit PKK.

Der Innenausschuss im Parlament unter dem SPÖ-Vorsitz von Otto Pendl hat das via Parlamentskorrespondenz am 2. Juli 2009 bekannt gegeben. Die Überlegungen sind demnach schon sehr weit gediehen. Sie wurden mit SPÖ, ÖVP und FPÖ abgesegnet. Die Plenardiskussion ist nur mehr Schaulaufen. Grüne und BZÖ stimmten dagegen, da die Behörde nicht unabhängig sei.

Österreich hat zwei neue Behörden – zusätzlich zum Bundeskriminalamt

Damit bekommt Österreich innerhalb eines Jahres zwei nach außen hin stark auftretende Behörden, die der „Korruption“ den Kampf ansagen wollen. Man darf nicht vergessen, dass es daneben noch das „Bundeskriminalamt“ gibt. Es wird ein Gerangel um die Kompetenzen werden. Was bisher geschah, ist bekannt: Mit 2. Jänner 2009 nahm die dem Justizministerium unterstellte „Korruptionsstaatsanwaltschaft“ (KStA) ihre Arbeit auf. Mit 1. Jänner 2010 greift das „Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung“ ein, das dem Innenministerium unterstellt ist. Beide Behörden sollen, so der fromme Wunsch, gut harmonieren.

Zum Zweck der Errichtung des „Bundesamts“ muss das Sicherheitspolizeigesetz geändert werden. Dann wird ein eigenes „Bundesgesetz über die Einrichtung und Organisation eines Bundesamts zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung“ geschaffen. Das steht derzeit im Innenausschuss des Hohen Hauses zur Debatte. Ein erster Gesetzesentwurf steht am Papier. Darin heißt es:

„§ 1. Zur wirksamen bundesweiten Vorbeugung, Verhinderung und Bekämpfung von Korruption, insbesondere zur Zusammenarbeit mit der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Korruption (KStA), sowie zur Wahrnehmung zentraler Funktionen im Bereich der sicherheits- und kriminalpolizeilichen Zusammenarbeit mit in diesem Bereich tätigen ausländischen und internationalen Einrichtungen besteht als organisatorisch außerhalb der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit eingerichtete Organisationseinheit des Bundesministeriums für Inneres für das gesamte Bundesgebiet das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung [§ 6 Abs. 1 Sicherheitspolizeigesetz (SPG), BGBl. Nr. 566/1991].“

Sechs Jahre Leitungsperiode – Direktor

Weiter im § 2: „(1) Dem Bundesamt steht ein Direktor vor. Im Fall seiner Verhinderung sind die Aufgaben von seinem Stellvertreter wahrzunehmen.
(2) Der Direktor und sein Stellvertreter werden vom Bundesminister für Inneres nach Anhörung der Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes, des Verwaltungsgerichtshofes und des Obersten Gerichtshofes für eine Funktionsperiode von sechs Jahren bestellt. Wiederbestellungen sind zulässig.
(3) Zum Direktor oder Stellvertreter kann nur bestellt werden, wer besondere Kenntnisse und nationale und internationale Erfahrungen auf dem Gebiet der Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung aufweist. Darüber hinaus kann zum Direktor nur bestellt werden, wer mindestens fünf Jahre in einem Beruf tätig gewesen ist, in dem der Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften oder Wirtschaftswissenschaften Berufsvoraussetzung ist, und zum Stellvertreter, wer mindestens drei Jahre in einem solchen Beruf tätig gewesen ist.
(4) Als Direktor oder Stellvertreter kann nicht bestellt werden, wer Mitglied der Bundesregierung, einer Landesregierung oder eines allgemeinen Vertretungskörpers ist oder in den letzten sechs Jahren eine dieser Funktionen bekleidet hat.“

Diese Usancen sind bekannt: Auch im Bundeskriminalamt wird der Direktor für sechs Jahre bestellt. Nach Außen ist das Anforderungsprofil auf unpolitische Besetzung zugeschnitten: Es soll kein Politiker oder parteipolitischer Hintergrund bei den beiden Leitungspersonen vorliegen. Juristsche Ausbildung oder Wirtschaftsstudium (in Fortbildung, wie das viele Polizisten tun) ist Pflicht. Nationale oder internationale Erfahrungen im Bereich Korruptionsbekämpfung wären günstig.

Kartelle, Geschenknehmer, Geldwäscher

Im § 4 werden die Kernaufgaben definiert. Es geht um Amtsverrat, Geschenkannahme, Betrügereien, Kartellbildungen, Geldwäsche und internationale Verflechtungen, sowie Analyse der Lagen:

„(1) Das Bundesamt ist bundesweit für sicherheits- und kriminalpolizeiliche Angelegenheiten wegen folgender strafbarer Handlungen zuständig:
1. Strafbare Verletzungen der Amtspflicht und verwandte strafbare Handlungen gemäß dem 22. Abschnitt des Strafgesetzbuches (StGB), BGBl. Nr. 60/1974,
2. Untreue unter Ausnützung einer Amtsstellung (§ 313 StGB), Geschenkannahme durch Machthaber sowie Förderungsmissbrauch gemäß §§ 153a und 153b StGB,
3. wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Vergabeverfahren gemäß § 168b StGB und Betrug (§§146 ff. StGB) auf Grund einer solchen Absprache,
4. Geschenkannahme durch Bedienstete oder Beauftragte gemäß § 168c Abs. 2 StGB,
5. Geldwäscherei gemäß § 165 StGB, soweit die Vermögensbestandteile aus einem in Z 1, Z 2 oder Z 4 genannten Verbrechen oder Vergehen herrühren, kriminelle Vereinigung oder kriminelle Organisation gemäß §§ 278 und 278a StGB, soweit die Vereinigung oder Organisation auf die Begehung der in Z 1, Z 2, Z 4 oder Z 5 genannten Verbrechen oder Vergehen ausgerichtet ist,
6. strafbare Handlungen nach dem StGB sowie nach den strafrechtlichen Nebengesetzen, soweit diese mit Z 1 bis 5 in Zusammenhang stehen und soweit diese über schriftlichen Auftrag eines Gerichtes oder einer Staatsanwaltschaft vom Bundesamt zu verfolgen sind,
7. strafbare Handlungen nach dem StGB sowie nach den strafrechtlichen Nebengesetzen von öffentlich Bediensteten aus dem Ressortbereich des Bundesministeriums für Inneres, soweit diese über schriftlichen Auftrag eines Gerichtes oder einer Staatsanwaltschaft vom Bundesamt zu verfolgen sind.
In den Fällen der Geschenkannahme durch Machthaber und Förderungsmissbrauch gemäß §§ 153a und 153b StGB sowie in den Fällen der Z 3 bis 5 kommt eine Zuständigkeit des Bundesamtes nur dann in Betracht, wenn die genannten Straftaten gemäß § 28 Abs. 1 2. Satz StGB für die Bestimmung der Strafhöhe maßgeblich sind.

(2) Das Bundesamt ist für Ermittlungen im Rahmen der internationalen polizeilichen Kooperation und Amtshilfe oder zur Zusammenarbeit mit den zuständigen Einrichtungen der Europäischen Union sowie mit den Ermittlungsbehörden der Mitgliedstaaten der Europäischen Union in den im Abs. 1 genannten Fällen zuständig. Das Bundesamt ist in Angelegenheiten des Abs. 1 Z 1 bis 5 im Hinblick auf die internationale polizeiliche Kooperation der zentrale nationale Ansprechpartner gegenüber OLAF, Interpol, Europol sowie anderen vergleichbaren internationalen Einrichtungen. § 4 Abs. 1 Bundeskriminalamt-Gesetz, BGBl. I Nr. 22/2002, bleibt unberührt.
(3) Das Bundesamt hat im Rahmen der Analyse von Korruptionsphänomenen Erkenntnisse über deren Vorbeugung, Verhinderung und Bekämpfung zu erstellen und diese in geeignete Präventionsmaßnahmen umzusetzen.“

Meldestelle – Zundstelle

§ 5 sagt, dass das Bundesamt auch eine „Meldestelle“ ist. Man braucht „Zund“, denn ohne Zund keine Ermittlungen. Das Gesetz: „Die Sicherheitsbehörden, die von einer Straftat im Sinne des § 4 Abs. 1 Z 1 bis 7 Kenntnis erlangen, haben diese unverzüglich schriftlich dem Bundesamt zu berichten (Meldepflicht). Kein Bundesbediensteter darf davon abgehalten werden, einen Verdacht oder Vorwurf im Sinne des § 4 Abs. 1 Z 1 bis 7 auch direkt und außerhalb des Dienstweges an das Bundesamt zu melden (Melderecht).“

Weisungsgebunden dem BMI

§ 7 regelt, dass die Behörde weisungsgebunden ist und dem Innenministerium untersteht. Das missfällt vielen, aber das war schon beim „BIA“ so. §§ 8 und 9 regelt, dass es eine Art „Beirat“ geben wird, eine „Rechtschutzkommission“. Diese Kommission als Art Aufsichtsrat gibt warme Empfehlungen an den Direktor und an den Minister. Einmal im Jahr (Stichtag 30. April) schreibt die Rechtschutzkommission einen Bericht und fasst ihre Tätigkeiten zusammen. Wie eng gebunden das neue Bundesamt an das Ministerium für Inneres sein wird zeigt § 10: „Die Personalvertretungsagenden für das Bundesamt werden von der zentralen Personalvertretung des Bundesministeriums für Inneres wahrgenommen.“

Volltext der neuen Regierungsvorlage zur künftigen „Bundesbehörde zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung“ hier. Materialien zum Gesetz hier. Chronologie hier. Aussendung der Parlamentskorrespondenz (2. Juli 2009).

Nun eine Weile politische Debatten

Jetzt geht das einmal in eine erste Lesung ins Parlament. Nach dem Sommer soll es beschlossene Sache sein. So ganz neu ist alles nicht, da seit 2000 die BMI-nahe Behörde „BIA“ in ähnlichen trüben Gewässern gefischt, Tagungen zum Thema und Bücher herausgebracht hat. Es werden nur andere Köpfe an der Leitung sitzen. Der Kompetenzenverlauf ist beim neuen „Bundesamt“ fast deckungsgleich mit jenem der BIA zu interpretieren. Das neue „Bundesamt“ ist nicht wirklich neu, aber es bekommt ein eigenes Bundesgesetz und damit ist die Behörde „offiziell“.

Wer wird Capo?

Jetzt entbrennt natürlich die parteipolitische Diskussion. Traditionell läuft das so: Oppositionsparteien fordern eine „unabhängige Behörde“, Regierungsparteien wollen die neue Korruptionsbehörde einem Ministerium unterstellen. Die Diskussion geht dann eine Weile und dann nimmt die BIA alt als BKK neu ihre Arbeit auf. Davor entbrennt noch die Debatte, wer das Amt führen soll. Es wird ganz sicher ein Herwig Haidinger ins Spiel gebracht, der entlassene Ex-Direktor des Bundeskriminalamts. Es werden aber vermutlich neue Idealisten zum Zug kommen. Der Vorteil, kein Parteibuch zu haben, kann bei dieser Behörde tatsächlich ein Vorteil sein.

Marcus J. Oswald (Ressort: Bestechung, Korruptionsbundesamt)

Russisch für Kriminelle (und die mit ihnen zu tun haben)

Posted in Buch, Wissen by sicherheitwien on 16. Juni 2009

Mit diesem Buch (10,5 cm x 15 cm) steckt man russische Kriminelle in die Tasche. (Foto: Bucharchiv Oswald)

(Wien, im Juni 2009) Die Buchhändlerin lachte. Die Buchhändlerin in „Morawa“ in der Wiener Innenstadt lachte sehr, als sich der Herausgeber vor zwei Tagen ausgerechnet für ein kleines Büchlein interessierte, das man in jede Hosentasche stecken kann: „Russisch im Polizeialltag“. Die Buchhändlerin hat jede Menge „Russisch-Bücher“ in der Wörterbuchabteilung. Langenscheidt, Pons und andere Verlage setzen auf Russisch. Doch dieses eine ist rar. Es ist der Buchhändlerin in Erinnerung – und sie hat sogar eines lagernd. Dieses wird gekauft – um 10 Euro 90.

Russisch ist keine Weltsprache, aber im Vormarsch. Kürzlich berichtete ein Artikel der „Izvestia“ (dt. Nachricht), eine Zeitung mit nur 230.000 Auflage, die aber Führungskräfte informieren soll, dass die einzig globale Weltsprache „Englisch“ ist. Ein kalifornisches Unternehmen analysierte, dass derzeit eine Million englische Vokabeln in Umlauf sind. Damit ein Wort anerkannt und registriert wird, muss es zumindest 25.000 Mal in einem Text (Buch, Zeitung, Internet) verwendet worden sein.

Cyrillisch

Russisch ist schwierig, aber es ist zu lernen. Der Stiefvater des Herausgebers lernt mit knapp 70 derzeit russisch. Die Kriminellen können russisch und die Polizeibeamten in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht. Was tun? Einen Grundkurs machen? Dauert ziemlich lange. Besser ist das Taschenbuch der hessischen Dolmetscherin Albina Klement. Es hat nur 100 Seiten, Pocketformat und gliedert sich in drei Abschnitte:

  • „Der Lexikalische Teil“ (S. 4 – 50),
  • „Der Informationsteil“ (S. 52 – 60) und
  • „Die Kopiervorlagen“ (S. 76 – 100).

Sprachbarriere überbrücken

„Dieses Nachschlagewerk soll jedem Polizeibeamten bei seinem täglichen Dienst den Beistand zukommen lassen, welcher seine Arbeit bei Kontakt mit einer Russisch sprechenden Person erleichtert“, schreibt Klement im Vorwort. Weiter: „Gerade für den Bereich des Ersten Angriffs, dort wo noch keine Dolmetscher/in zur Verfügung steht, kann das Buch hilfreich sein und zur sprachlichen Unterstützung dienen.“

Klement war Dolmetscherin. Im Land Hessen (Deutschland) war sie auch Gerichtsdolmetsch und Lehrerin in einer Verwaltungsfachhochschule in Wiesbaden, mit dem Fachbereich Polizei. Sie unterrichtete auch für angehende Polizisten in Hessen russisch. Das Buch verfasste sie, weil der Kontakt zwischen Delinquenten und Polizisten immer schwieriger wurde. Sprachbarrieren machen die Ermittlungen zähflüssig.

Die Autorin wandelte sich von der kleinen Dolmetscherin zur Unternehmensberaterin. (Fotoauszug: Buch Russisch im Polizeialltag, Seite 1, Frankfurt 2006)

Für weitere Fragen zum Buch und zur russischen Sprache steht die Autorin 2006 laut Seite 1 im Buch auf der angegebenen Homepage www.sprachdienstehome.de zur Verfügung. Sagt sie. Gibt man diese Adresse 2009 ein, kommt es zu einem Redirect. Die Umleitungsautomatik führt zu einer Firma namens Mescor Deutschland, die sich eher mit Unternehmensgründungen befasst.

Wie auch immer. Im Büchlein sind interessante Worter kompakt erfasst. Einige Beispiele aus dem Alltag:

  • Zeigen Sie bitte Ihre Papiere! – Pokaschite, poschalusta, vaschi dokumenty!
  • Hören Sie mit dem Sprechen auf! – Perestante rasgovarivat!
  • Aufhören! – Perestante!
  • Ich rauche nicht! – Ja ne kurju!
  • Haben Sie etwas gesehen? – Vy tschto-nibud videli?
  • Können Sie sich erinnern? – Vy smoschete vspomnit?
  • Wie war die Bekleidung? – Kak on byl odet?
  • Kann ich Ihnen helfen? – Ja mogu vam pomotsch?
  • Gehen Sie auseinander! – Rasojdites!
  • Zurück! – Nasad!
  • Verlassen Sie das Gebäude! – Vyhodite na ulizu!
  • Verlassen Sie das Zimmer! – Vyhodite is komnaty!
  • Verlassen Sie die Wohnung! – Vyhodite is kvartiry!
  • Verlassen Sie das Haus! – Vyhodite is doma!
  • Ruhig bleiben! – Spokojno!
  • Keine Panik! – Ne panikutje!
  • Nicht drängeln! – Ne tolkajtes!
  • Polizei! – Polizija!
  • Personenkontrolle! – Proverka dokumentov!
  • Zeigen Sie mir Ihren Pass! – Pokaschite mne Vasch pasport!
  • Bleiben Sie stehen! – Ostanovites!
  • Bleiben Sie ruhig! – Uspokojtes!
  • Heben Sie die Hände hoch! – Podnimite ruki wwerch!
  • Drehen Sie sich um! – Povernites!
  • Ich möchte Ihre Hände sehen! – Pokaschite mne Vaschi ruki!
  • Wo wohnen Sie? – Gde Vy schivjote?
  • Woher kommen Sie? – Otkuda Vy prijechali?
  • Bitte kommen Sie mit! – Idite, poschalusta, sa mnoj!

Im hinteren Buchabscnhitt wird ein kurzer Abriss über Russland und seine Geografie gegegen. Ferner enthält das Buch im Infoabschnitt mehrere farbige Ansichten, wie ein Reisepass der „Russischen Föderation“ und der Führerschein ausssieht. Ganz hinten sind „Kopiervorlagen“ enthalten, Beschuldigtenvernehmung, Zeugenvernehmung, Sachverhaltsbögen – auf deutsch und russisch.

Insgesamt ein interessantes Büchlein, klein und lehrreich. Das Lernen der russischen Sprache bleibt nicht erspart. Die Buchhändlerin im Morawa in der Wiener Innenstadt hat indessen schon neue Exemplare nachbestellt.

Es liegt immer am Kriminellen, ob er aussagen will oder nicht. (Fotoquelle: Russisch im Polizeialltag, S. 100)

Marcus J. Oswald (Ressort: Wissen, Buch)

Kottan-Box für einen Schnaps und Jahrestreffen 2009

Posted in Medien by sicherheitwien on 30. Mai 2009

Kriminalfilmermittlung 1978. (Foto: Peter Patzak)

(Wien, im Mai 2009) Man kann über die Kottan-Serie (1976 und 1983) sagen, was man will: Es ist lebensnahes Drehbuch wie man es auf der Filmakademie nicht lernen kann. Die Serie ist österreichische Filmgeschichte, allerbeste Kameraführung und Charakterschauspiel.

Photorealismus

Die Bilder von Peter Patzak, der Regie (und Kamera) führte, sind Zeitreisen in ein altes, graues und tristes Wien mitten in der Bruno Kreisky-Ära. Wien im Film wie man es selten nur mehr sieht und wie es auch ein noch so großer Wiener Filmförderungsfonds nicht mehr zusammenbringt: Weil Kreativität nur im Zusammenspiel der richtigen Akteure am richtigen Ort zur richtigen Zeit geschieht.

Dem Herausgeber dieses Journals gefällt der ausgelagerte Kinospielfilm „Den Tüchtigen gehört die Welt“, mit Kottan-Inhalt und auf 110 Minuten-Langformat (1983) aufgeblasen, am Besten. In diesem Spielfilm sind morbide Bilder von Wien zu sehen, etwa die flüchtige Nachtaufnahme von der Eisenbahnbrücke über die Donau im melancholischen Kameraschwenk aus der Schlussszene. Ein kühler Abgesang, fast romantisch als Kontrast zum heutigen Hochhausirrsinn auf der Donauplatte.

Im Gegensatz zum dialogreichen Kammerschauspiel „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (Regie: Reinhard Schwabenitzky und andere) spielte „Kottan“ meist „außen“ und zeigte die alte Zeit. „Kottan“ ist Zeitreise und Zeitdokument ins Kriminal-Wien der Jahre 1976-1983. Der Richtigungsstreit, wer der beste Nicht-Inspektor war (Lukas Resetarits, Franz Buchrieser oder Peter Vogel), ist eine philosophische Frage und soll hier nicht geführt werden.

Problem Musikrechte

Lange Zeit konnte man „Kottan“ nur alle paar Jahre auf 3 SAT spätnachts sehen. Dass nie eine DVD-Box heraus kommen konnte, lag an der verqueren Bauweise der Kottan-Folgen: Peter Patzak, dessen beste Filme nach Meinung des Herausgebers „Kassbach“, 1979 und die Filmbiografie „Tagebuch einer Flucht“ über den Autor von „Das Ohr des Malchus“ Gustav Regler, 1996 sind (beide gesehen bei den „Österreichischen Filmtagen in Wels“ – 123), baute in „Kottan“ stets viel Musik ein:

In memoriam: Als im Herbst 1996 die 11. Österreichischen Filmtage in Wels anstanden, wollte der große Förderer des heimischen Films, Reinhard Pyrker, Fotos für die Presse. Der heutige Herausgeber dieses Journals brachte ihm Sascha Manowicz, den großen unentdeckten Autorengesichterfotografen. Er machte ein paar Schwarzweißbilder (nur mit dem kurzen Rohr). Ein Jahr später war Reinhard Pyrker tot. Der Herausgeber dieses Journals sperrte sich dann drei Tage in seine Wohnung ein. Und veröffentlichte danach drei Nachrufe, in der Furche, der Welser Rundschau und einen langen in der Fachzeitschrift Media Biz, die Pyrker besonders mochte. Beim Begräbnis in Wien kamen 300 Gäste aus der österreichischen Filmbranche und am Ende wurde laut applaudiert. Seit damals hat der heutige Herausgeber dieses Journals nie wieder einen Nachruf in Medien verfasst. (Der Ernest Borneman-Nachruf war vorher - 1995; da waren Pyrker und Oswald gemeinsam in Scharten auf dessen Anwesen beim Begräbnis.) (Foto: Sascha Manówicz)

Der Wiener Regisseur Peter Patzak arbeitete mit Songs von Georg Danzer, Bob Dylan, Johnny Cash, Elvis Presley, Ennio Morricone, Randy Newman, Bing Crosby, Marlene Dietrich, Beatles, John Lennon, Smokie, Bee Gees, Queen, The Who, Rod Steward, Billy Joel und andere, die zum Klangteppich geflochten und etwa von „Kottans Kapelle“ lippensynchron imitiert wurden.

Das Problem: Die Urheberrechte für solche Welthits im Rahmen eines DVD-Vertriebs sind natürlich nicht günstig. Daher sah man von einer Kottan-DVD-Gesamtausgabe lange ab. Nun wurde dieses Problem offenbar gelöst. Denn die Firma Eurovideo, die zu den Münchner Bavaria Studios gehört, brachte eine Gesamtausgabe heraus.

Kottan ist Ursprungspunkt

Daher gibt es „Kottan“ nun in einer handlichen DVD-Box (4 CDs). Und daher ist es Zeit, Peter Handke zu zitieren: „Früher musste man noch nicht von früher sprechen.“ Die österreichische Polizeiserie „Kottan“ ist ein filmisches Meisterwerk. Es gibt im Filmwesen Dinge, die einen Ursprungspunkt setzen, den Pflock ins Feld schlagen, an dem sich alle orientieren sollten. Nach „Kottan“ kamen viele TV-Inspektoren, einer schöner als der andere. Solche mit Schäferhund oder schlanker Damenbegleitung. Es wurde immer atypischer für einen tatsächlichen Ermittler.

Ein echter Ermittler braucht keinen Hund und auch kein Fotomodell an der Seite. „Kottan“ war das, was die erste (nur die erste) Staffel des „Columbo“ für die USA war: Pflock und Wegweiser. Spätere Regisseure studierten sie und analysierten, was sie selbst falsch machten (siehe: Soko Donau). Columbo war der einzige originale US-Inspektor. Derrick der einzige wahre deutsche Kammerschauspiel-Ermittler. Kottan der einzige Major. Die wirklich guten Fernseh-Polizisten haben keinen Hund, keine Frau und keinen Vornamen.

Alle 19 Folgen in einer Box!

Die Gesamtausgabe aller 19 Kottan-Folgen bietet 1.505 Minuten Wiener Seele und Seelenschaupiel. Die Box kostet einen Schnaps: Auf Amazon derzeit rund 45 Euro.

Die Bildqualität soll schlecht sein, wie damals in den 70er Jahren eben die Kameratechnik war. Dafür hat die Musik Tarentino-Qualität.

7. Internationales Jahrestreffen – 13. Juni 2009

Unter echten Kottan-Fans gibt es ein Jahrestreffen. Es ist das mittlerweile 7. Internationale Kottan-Treffen. Die Fangemeinde hat sich im Forum der Hardcore-Fans (alle Infos zum Jahrestreffen in diesem Thread) auf Samstag, den 13. Juni 2009 geeinigt. Anmeldung per Email.

Es sollen auch die noch lebenden Darsteller kommen (Kurt Weinzierl und Gusti Wolf verstarben kürzlich, Walter Davy, Leon Askin und Curth Anatol Tichy starben vor einigen Jahren). Und vielleicht auch Regisseur Peter Patzak. Beginnen wird das Treffen in der Ausflugsstation Kaserer. Enden wird es zum Abschluss im „Café Eppler“, das von 17 Uhr bis 22 Uhr reserviert ist. Dieses Café ist „bekannt aus der Folge Nachttankstelle“, so die Veranstalter. Das Gulasch galt dort – zumindest 1978 – als besonders fett.

Marcus J. Oswald (Ressort: Medien)

Stummer im ORF – „Im Zentrum“

Posted in Ernst Walter Stummer by sicherheitwien on 9. Mai 2009

Alter Einbrecher zeigt alte Methode: Das Türwippen. Mit durchgestrecktem Becken solange gegen die Tür drücken, bis sie aus dem Schloß springt. Was brachte ihm das? Zitat Privattagebuch, 1984: Von 1965 bis 1968 war ich in Stein wegen Einbruchsdiebstahls in Haft. Ich war nicht sehr lange in Freiheit, denn am 13.05.1969 wurde ich wieder eingesperrt und war bis 13.05.1972 inhaftiert. Ich kann sagen, dass ich mit einigen Unterbrechungen die meiste Zeit in Haft war. Endgültig entlassen wurde ich am 20.10.1983. Weitere Haften: 1985-1986, 1987-1994, 1996-1998, 1999-2002, 2002-2004.
(Foto: Sepp Zaunegger, am 15. Dezember 2003 für Blaulicht und Graulicht)

(Wien, im Mai 2009) TV-Tipp für alle Ernst Walter Stummer-Fans und solche, die noch nicht genug haben: Stummer ist am 10. Mai 2009 Diskussionsteilnehmer im Wiener Haas-Haus, wenn Ingrid Thurnher die Sendung „IM ZENTRUM“ zum Thema „Haltet den Dieb! Ist die Polizei machtlos gegenüber Einbrechern und Räubern?“ moderiert. Beginn ist um 21 Uhr 55 in ORF 2. Dauer: Eine Stunde.

Hohe Polizei…

Weitere Teilnehmer sind: General Franz Lang als Leiter des Bundeskriminalamts, Wolfgang Preiszler als Leiter des Einsatzkommandos Straßenkriminalität der Wiener Polizei, Ernst Walter Stummer als Einbruchsexperte früherer Tage, Florian Klenk als Einbruchsopfer und stellvertretender Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter, Karl Brunnbauer als Initiator des Bürgervereins proNACHBAR aus Wien-Hietzing und Christian Grafl als Wiener Kriminologe und Forscher.

…und Kleinkrimineller

Ernst Walter Stummer wurde als Schmähkanone und Sahnehäubchen am Freitag telefonisch vom ORF eingeladen. Er möge am Sonntag um 21 Uhr 30 im Haas-Haus sein, denn die Sendung beginnt pünktlich und live um fünf vor Zehn. Der retirierte Einbrecher (immerhin bald 71 Jahre) will ein weißes Sakko anziehen. Es wurde ihm vom Journal heute (Samstag) morgen telefonisch angeraten, eine Krawatte umzubinden.

Ganze Woche

Derzeit herrscht Medienboom um ihn. Vor zwei Tagen kam ein Reporter der „Ganze Woche“ und ließ ein Band mitlaufen. Die Zeitschrift des verstorbenen Multimillionärs Kurt Falk (hinterließ 650 Millionen Euro) zahlte kein Infohonorar, schreibt aber zwei Seiten zum Wiener Original, das von 500 Euro Notstand im Monat lebt. Immerhin haben die „Ganze Woche“ und Ernst Walter Stummer eins gemeinsam: Das Büro in der gleichen Straße (Heiligenstädterstraße).

Hörfunk Ö1

Als Nächstes will der Hörfunk (Ö1) wieder eine Sendung mit Stummer machen. Wieder deshalb, weil erst vor zwei Monaten eine einstündige Sendung mit ihm lief („Lauf, Ernst, lauf“).

Im Alter kommen also die Medienehren. Resozialsierung (19 Vorstrafen, 30 Jahre Haft) wie sie sein soll.

+++Revue+++

Stummers Beuten. (Foto: Marcus J. Oswald)

Stummers (eher) sinnvollste Beuten

  • 1. Platz: 1 Gemälde Öl auf Leinwand von Rachel Ruysch („Pflanze mit Schlange und zehn Schmetterlingen“), Wert: 1 Mio ATS – Wien 7, Museumstrasse 3-5 – 12. September 1986
  • 2. Platz: 1 Gemälde von Rudolf von Alt („Hölblinghaus in Innsbruck“), Wert: 280.000 ATS – Wien 7, Museumsstraße 3-5 – 12. September 1986 – (beide Stücke wurde Professor Fellner gestohlen, ein Onkel des heutigen Sektionschefs Fellner im Justizministerium)
  • 3. Platz: 1 Standuhr, vergoldet, im Stil Napoleon des Dritten, Wert: 60.000 ATS – Wien 3, Zaunergasse 16 – 16. Jänner 1987 (dieses Stück wurde dem mexikanischen Botschafter der Atomenergiebehörde IAEA aus der Wohnung gestohlen)

Stummers (eher) sinnloseste Beuten

  • 1. Platz: 18 Kommunionskleider – Wien 1, Elisabethstraße 15 – 28. März 1987
  • 2. Platz: 200 Flugscheine der Air Canada – Hamburg – 3. Dezember 1975
  • 3. Platz: 26 Spielzeuglokomotiven – München – 16. November 1975

Stummers Sager. (Foto: Marcus J. Oswald)

Stummers Sager (Zitate entnommen den zahlreichen Aufzeichnungen; Archiv ist seit 2003 in Blaulicht und Graulicht-Archiv aufgegangen)

  • „Ich glaube, Kriminalität ist eine politische oppositionelle Ordnung.“ (Aufzeichnungen in Sonnberg, 2000)
  • „Natürlich will kaum ein ehemaliger Gefangener nach seiner Haft tatsächlich wieder Straftaten begehen. Aber aus der Ausgangssituation, in der er nach der Haft entlassen wird, steht er nach Verbrauch seines Entlassungsgeldes wieder genau dort, wo er vor seiner Haft stand und hat durch die Haft noch sehr viel mehr an Schulden und Verpflichtungen, die er schon vorher nicht erfüllen konnte. Was der Staat jetzt macht, ist eine „erfolgreiche“ indirekte Aufforderung, der ehemalige Gefangene soll wieder einbrechen, betrügen, rauben etc. gehen, damit die Arbeitsplätze von Justiz, Polizei, Rechtsanwälten, Richtern, Sozialarbeitern erhalten bleiben. Wir Gefangenen finanzieren eigentlich eine Justizindustrie! (Auszug aus Manifest „Wenn Täter Opfer des Staates und ihrer Organe werden“, Sonnberg 2000)
  • „- § 1 Das Recht geht nicht vom Volk aus, sondern von Interessensgruppen und deren finanzieller Substanz, die sich Meinungsmacher über PR-Agenturen, Vereine, Verbände, religiöse Organisationen leisten können.
    – § 2 Daraus folgt, dass fast jedes Gesetz ein Verbrechen gegenüber einer durch Mehrheit benachteiligten Interessensgruppe ist.
    – § 3 Gefängnisse gehören daher zuerst reduziert, in Therapieanstalten umgewandelt und dann abgeschafft.“ (Auszug aus „Manifest“)
  • „Die Arbeitszeit von Strafgefangenen in Österreich ist etwa die gleiche wie die der Normalbürger in Freiheit. Allerdings gibt es für Gefangenen keinen Urlaub und es wird 12 Monate im Jahr gearbeitet. Bei der Berechnung der Arbeitszeit müssten daher zumindest 13 Monate im Jahr berechnet werden, wenn man das Urlaubsmonat nicht als Überstunden doppelt berechnen könnte. Und warum soll man das nicht können? Die Justiz sperrt Rechtsbrecher ein und bricht selbst geltende Arbeitsrechte.“ (2000)
  • „Gefängnisse gehören spezialisiert: Rauschgiftsüchtige gehören in eigene Gefängnisse, wo sie auf ihre Sucht betreut und geheilt gehören. Das müsste vor allem das Interesse der Oligarchen bis abwärts zum Mittelstand sein, denn vor allem die vermögen ihren Kindern so viel Geld zu geben, dass sie süchtig werden können. Wie kommen ’normale‘ Gefangene dazu, dass sie durch den psychischen Druck in Haft und durch Beeinflussung ihrer intellektuell und materiell höherstehenden süchtigen Mitgefangenen süchtig gemacht werden und dazu animiert werden, als Freigeher und bei Ausgängen Rauschgift in die Haftanstalten zu schmuggeln!“ (2000)
  • „Andere hatten Frauen – ich bin halt Einbrechen gegangen.“ (Stummer vor Richter 1979)

Nur Zweckehe. (Foto: B&G)

Stummers Haften (aus den Akten zusammengestellt von Marcus J. Oswald):

Stummer 1968 - 30 Jahre alt. (Foto: Archiv)

1958 6 Monate bedingt für „Unzucht“ mit einem 13 jährigen Mädchen
1959 3 Tage – Fahrrad(pedal)diebstahl
1960 6 Monate – Auslageneinbruch
1961 3 Monate – Einbruch
1961 1 Monat – Einbruch
1962 4 Monate – Einbruch
1963 8 Monate – Einbruch
1964 8 Monate – Einbruch
1965 36 Monate – Einbruch (Haft in Stein)
1969 36 Monate – Einbruch (Haft in Stein)
1972 8 Monate – Zuführung zu Prostitution (Haft in Wien)
1977 72 Monate – internationale Einbruchsserie (Haft in Garsten)
1985 18 Monate – Einbruchsversuch in Linz (Haft in Linz)
1987 84 Monate – internationale Einbruchsserie (Haft in Stein)
1996 18 Monate – Einbruch (Haft in Sonnberg)
1999 30 Monate – Einbruch (Haft in Sonnberg)
2002 24 Monate – Einbruchsversuch (Haft in Wien-Simmering)
(plus 2 Zusatzstrafen/Widerrufe, die sich nicht mehr erheben lassen)
Summe: 362 Monate Haft
Seit 28. Jänner 2004: Straffrei!

Großzügig: Roland Friis. (Foto: Oswald)


11/2007 – Erster Freispruch überhaupt seit 1958 – Vorwurf Einbruch (Vtdg. Roland Friis) vor Wiener Schöffen. Auf Ersuchen des Herausgebers Marcus J. Oswald vertrat Strafverteidiger Roland Friis den Stummer kostenlos! Der Freispruch war eine gemeinsame Kraftanstrengung mehrerer Leute.

Am 28. Jänner 2004 wurde Ernst Walter Stummer entlassen und sah seither nie wieder ein Gefängnis von Innen! (Foto: Marcus J. Oswald)

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Weiterblättern (nur Wesentliches):
Nach acht Jahren – Verhandlung Stummer gegen Österreich am EGMR (25. Juni 2010)
Marcus J. Oswald und Martin Luksan über: Ernst Walter Stummer 1968 (13. September 2009, Lesestück aus: 2003)
Stummer im ORF – Im Zentrum (9. Mai 2009)
Einbruch in Golf Löwe (2007) – Verdacht lag auf Stummer (18. Mai 2009) – offline gesetzt
Stummer im Kurier (Doppelseite) (15. Mai 2009)
Ernst Walter Stummer – Rein kommt man überall (11. Mai 2009)
Stummer im Kino – Bei Diskussion (9. April 2009)
Stummer, Sommer, Leisch am Karfreitag für Abschaffung der Gefängnisse (4. April 2009)
Einbrecher i. R. Ernst Walter Stummer ab morgen beim Jobcoaching (9. November 2008)
Artikel zu Stummer im Fachorgan “Der Kriminalbeamte” – durfte nicht erscheinen (25. Mai 2007; mit PDF)
Stummers Freunde (bei der Polizei) (22. Dezember 2006)
Stummer als Symbolfoto (13. Juni 2006)
Stummers zweiter NEWS-Auftritt (18/2006) (27. Mai 2006)
Stummers Inserat auf Love.at (15. Jänner 2006)
Stummers Gastauftritt (in Oswalds Stamm-Trafik mit ATV) (24. Oktober 2005)
Sicherheitsvideo – Ernst Walter Stummer – Einbrecherking (22. Oktober 2005)
Stummers Fussball (18. Oktober 2005)
Stummers Geheimprostituierten-Katalog (9. September 2005)
Stummers Kinder (20. August 2005)
Stummers Hochzeit (4. August 2005)
Stummers 700 Frauen (14. Juni 2005)
Stummers Messeauftritt (20. Februar 2005)
Stummer gegen Republik Österreich (12. Februar 2005)
Stummers Marketingaktion (noch ohne Fotos!) (5. Februar 2005)
Stummer-Kolumne – Augustin – Am Schmalz – Teil 3 (24. Juli 2003)
Stummer-Kolumne – Augustin – Am Schmalz – Teil 2 (10. Juli 2003)
Stummer-Kolumne – Augustin – Am Schmalz – Teil 1 (27. Juni 2003)
Brief an Stummer – Meine Spalte – Kolumne in Augustin (2003) (28. Mai 2003)

Marcus J. Oswald (Ressort: File Ernst W. Stummer)