Ruhe und Ordnung – Das Sicherheitsmagazin

August Baumühlner schrieb Ratgeber zu Ladendiebstahl

Posted in Bundespolizei, Detektive, Diebstahl, Polizei Wien by sicherheitwien on 5. April 2011

August Baumühlner (li.) ist als Polizist oft als Testdieb unterwegs und schrieb nun ein Buch zum Thema Ladendiebstahl, das im Verlag der Wirtschaftskammer herausgekommen ist. (Foto: Oswald, 2005)

(Wien, im April 2011) Mit einem Co-Autor (Roman Seeliger) schrieb der Leiter für Kriminalprävention im Landeskriminalamt Wien August Baumühlner einen Ratgeber zum Thema Ladendiebstahl.

Darin wird eine These aufgestellt: „Die wichtigste Maßnahme ist die Schulung der Mitarbeiter. Der falsche Ansatz ist, wenn Kaufhausdetektive so viele Ladendiebe wie möglich erwischen und im Namen der Unternehmen den Erfolg in der Bekämpfung allein darin sehen.“ Und weiter: „Schließlich ist jeder verhinderte Diebstahl – nicht nur für Kaufleute – besser als ein gelöster Kriminalfall. Der Unternehmer erspart sich nämlich vor allem eine Störung der Einkaufsatmosphäre.“

Riskante These

Das ist eine riskante und gewagte These: Sie will nichts anderes, als Prävention vor Verbrechensaufklärung reihen. Das ist zumindest der Denkansatz der beiden Autoren des Buches „Dauerthema Ladendiebstahl“, das nun im Verlag Service GmbH der Wirtschaftskammer Österreich erschienen ist (19 Euro).

Ganz durchdacht ist diese These nicht. Denn selbstredend werden Kaufhausdetektive deshalb engagiert, um Langfinger zu überführen. Begleitend wird natürlich das Verkaufspersonal – vor allem in größeren Supermärkten – zur Umsicht geschult. Doch im Alltag liegt es an der Fachkraft des Detektivs in Zivil, ob jemand überführt wird oder mit vollen Taschen nach Hause geht. Der Detektiv steht auch unter Erfolgsdruck.

Kein Einheitstyp

Die Hauptproblematik erkennen die beiden Buchautoren: „Den typischen Dieb gibt es nicht.“ Man kann ihn weder am Aussehen, Alter, Geschlecht, Herkunft oder Stand eingrenzen. Die Autoren sind überzeugt, dass Experimente mit dem Ziel, den typischen Ladendieb schon beim Betreten des Geschäfts zu suchen scheitern müssen, da man Gefahr läuft, Vorurteile zu aktivieren. Das kann zu Falschverdächtigungen führen, die künftige Kunden verprellen.

Charakterlich und psychologisch könnte man den Ladendieb sicher eingrenzen: Er ist entweder psychisch auffällig oder ausnehmend ruhig und selbstbeherrscht. Dann gibt es die Ausnahmen, dass nicht jeder Junki und nicht jede hysterische Mutter mit Kleinkind die Seitentaschen voll hat und auch nicht jeder Beamte im seriösen Auftritt das Risiko sucht und prüft wie schlau er ist. Der Weg zur Kassa führt durch ein Geschäft.

„Hot Products“ begehrt

Die Autoren meinen zu wissen, dass jedes Geschäft „Hot Products“ (heiße Produkte) hat. Sie meinen auch zu wissen, dass 80 % der Diebstähle auf 10 – 15% der Produkte fallen, die besonders begehrt sind. Hier ein aktuelles Beispiel aus der Praxis: Der Zielunkt-Supermarkt in der Rotenlöwengasse in Wien 9 hat seit März 2011 sämtliche „Red Bull“-Dosen aus dem Regal entfernt und nur noch unter dem Sitz der Kassa, weil extremer Schwund bei Red Bull war. Der Billa-Supermarkt in der Klosterneuburgerstraße in Wien 20 hat seit Februar 2011 sämtliche „Red Bull“-Dosen aus dem Regal entfernt und nur noch unter dem Sitz der Kassa. Gleicher Grund.

In Parfümerieketten (BIPA, DM) sind teure und kleine Parfüms begehrt, weniger heiß sind Müsliriegel. In Elektrofachgeschäften, vor allem Kleinfilialen, sind Digitalkameras nicht mehr so begehrt, weil der Preis verfiel, hingegen teure Handies. Kleinfilialen (Niedermeyer, Hartlauer) sind meist schlecht gesichert.

Tausende Milka-Schokoladen zum Weiterverkauf in Rumänien

Kürzlich wurde in Wien ein Rumänen-Trio verhaftet, das mehrere tausend lila „Milka-Schokoladen“ in der Wohnung hatte. Allesamt gestohlen und zum Abtrtansport nach Rumänien vorbereitet. Die Männer, die Ladendiebstahl gewerbsmäßig begingen, wurden sofort verhaftet!

Die Autoren Baumühlner und Seeliger haben eigene Gegenstrategien entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Information des Mitarbeiters und seine begleitende Ausbildung.

  • Maßnahme 1: Personalschulung schafft Wissen und erhöht die Sicherheit. Schüren von Instikten ohne Schüren von Vorurteilen.
  • Maßnahme 2: Kunden immer direkt ansprechen und höflich nach Wünschen fragen. Baumühlner: „Gleichgültigkeit des Personals verleitet zu Diebstahl und verstimmt auch ehrliche Kunden.“ Oft erstickt die höfliche Ansprache die geplante kriminelle Tat im Keim, so der Präventionsbeamte.
  • Maßnahme 3: Mitarbeiter, die Inventurdifferenzen verringern, gehören prämiert und belobigt. Das motiviert für das nächste Mal.
  • Maßnahme 4: Informationen der Sicherheitsbehörden lesen! Falls es SMS-Dienste der Sicherheitsbehörden gibt, mitmachen.
  • Maßnahme 5: Videoüberwachung nur in Absprache mit Datenschutzkommission. Nicht alles ist filmreif (etwa: Umkleidekabine, auch nicht Gehsteige und anderes).

Mit Ex-ÖFB-Teamchef Johann Krankl könnte man sagen: „Wir haben keine Chance, aber diese wollen wir nutzen.“ Bekämpfung von Ladendiebstahl ist „schwierig, aber nicht unmöglich“, formulieren es die Autoren.

500 Millionen Euro Schwund im Jahr

Der Handel in Österreich setzt pro Jahr 53,3 Mrd Euro um (2009). Man errechnete, dass 1 – 1,5 % Warenschwund besteht, der sich nicht erklären lässt. Umgelegt auf Zahlen wären das laut Interessensvereinigung Wirtschaftskammer Österreich Warenwerte in der Höhe von 500 bis 800 Millionen Euro pro Jahr.

Marcus J. Oswald (Ressort: Diebstahl, Detektive, Bundespolizei, Polizei Wien)

Ladendiebstahl und 103 Geheimnisse – Neues Buch enthüllt

Posted in Detektive, Diebstahl by sicherheitwien on 22. September 2010

Claus Endress legt ein Buch mit vielen Bildern vor. (Foto: Buchumschlag)

(Wien, im September 2010) Am Sonntag, 19. September 2010 hat im „Billa“ im Franz Josef Bahnhof kurz vor Kassaschluss eine Frau etwas gestohlen. Es war 20 Uhr 50, alle dachten schon ans Nachhausegehen. Auch die drei Berufsdetektive. Doch sie wurden gehindert. Die Frau wurde im Geschäft gestellt – und was kam unter dem Pullover hervor? Eine Stange Extrawurst. Die abgebundene Wurst in roter Haut wurde seitlich unter den Hosenbund versteckt. Der Wollpullover kaschierte die Körperseite gut. Doch sie wurde beobachtet. Ein Mann kam dazu und beteuerte heftig, das zu bezahlen und Ende. Beide, Mann und Frau, sprachen tschechischen Akzent. Die Detektive mussten kurz vor Feierabend, das Geschäft sperrt um 21 Uhr, noch eine Anzeige schreiben.

Stange Extrawurst nur Gipfel des Eisbergs

Wer eine Stange Extrawurst stiehlt, tut das vielleicht weniger aus Diebslust. Die meisten Diebststähle im Laden befriedigen die Lust am Besitz. Vor allem im Parfümeriemarkt boomt der Ladendiebstahl. In Österreich ist der Schwund beträchtlich. Man rechnet mit einem jährlich Kleindiebstahl von rund 3 Milliarden Euro. Die Zahl ist geschätzt, da die meisten Diebstähle nicht aufgeklärt werden. Ladenketten engagieren erst dann Detektive und Berufsbeobachter, wenn der Schwund in einem bestimmten Sektor zu groß wird. Man sagt, dass erst ab einem Warenschwund über drei Prozent professionelle Assistenz eingesetzt wird.

Ein solcher professioneller Assistent ist Claus Endress. Er ist in Deutschland Wirtschaftsdetektiv, saß in mehreren Prüfstellen und Ausschüssen, war Dozent und befasst sich seit 1991 mit Einzelhandel aus der Sicht des Detektivs.

Knapp vier Milliarden Schwund in Deutschland durch Ladendiebe

Er errechnete für Deutschland, dass dort 2008 Waren im Wert von 3,9 Milliarden Euro ohne Bezahlung den Besitzer gewechselt haben. Gleichzeitig rüstete der Einzelhandel auf und investiert jährlich mehr als eine Milliarde Euro in die Gegenabwehr (Sicherheitssysteme, Shopguards, Kaufhausdetektive).

Der Autor erklärt das Phänomen auf 164 Seiten. Mit 670 Bilddokumenten analysiert er die Arbeitsmethoden der „Entwendungstechniker“. Ein PDF zum Einlesen gibt es hier.

Das Buch kostet 39 Euro und ist über die Webseite des Autors (www.entwendungstechniker.de) zu bestellen.

Marcus J. Oswald (Ressort: Diebstahl, Detektive)

Dietmar K. Guggenbichler in Konkurs – Fehde mit BZÖ

Posted in Detektive by sicherheitwien on 21. Juli 2009

Detektiv Guggenbichler geriet zwischen die Fronten und in Geldnot. Nun in Konkurs. (Foto: Hans Pretterebner)

(Wels/Wien, im Juli 2009) Nach Informationen des Nachrichtenportals orf.at ist der wohl bekannteste, vor allem aber schrillste Detektiv Österreichs in Konkurs geschlittert. Es sei auch Opfer einer Fehde mit dem „Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ) in Kärnten geworden.

Wahrheit ist aber wohl, dass er sich selbst zwischen den Fronten aufgerieben hat. Denn: Noch 2006 arbeitete er in Diensten der FPÖ-Kärnten und hatte laut orf.at den Auftrag, den direkten politischen Konkurrenten und Kärntner BZÖ-Chef Jörg Haider zu durchleuchten. Die FPÖ suchten nach politisch verwertbarer Munition gegen den damals wie ein Fürst im Süden herrschenden Politiker. Als nach einer Anzahlung von 10.000 Euro die Freiheitlichen auch private Investigationen gegen den Landeshauptmann verlangt haben sollen, beendete Guggenbichler den Job. Darauf soll er beim Finanzamt angezeigt worden sein und Probleme nahmen ihren Lauf.

Wendehals

Dann nahm die Geschichte eine merkwürdige Wende. 2009 zeigte Guggenbichler den ehemaligen Ziehsohn und Pressesprecher des Jörg Haider, Stefan Petzner, bei der StA Klagenfurt an und hielt fest, dass er durch ihn um eine halbe Million Euro geschädigt wurde. Hintergrund soll sein, dass Jörg Haider dem Detektiv in die Hand versprochen habe, dass der heute 65-jährige Privatschnüffler als Sicherheitsbeauftragter im BZÖ beschäftigt werde. Ziehsohn Petzner habe das aber blockiert und nie umgesetzt. Dadurch sei dem Detektiv der genannte „Schaden“ von 500.000 Euro erwachsen. Hintergrund sei auch, dass Guggenbichler in Geldnöten Haider ersucht habe, bei der Organisation eines Kredites zu helfen. Die Hypo-Alpe-Adria mit Sitz in Kärnten gab schließlich 150.000 Euro. Die Raten wären aus einer Anstellung beim BZÖ bedient worden, da von Haider eine Jobzusage als „Sicherheitsbeauftragter“ vorlag.

Politische Situation veränderte sich

Daraus wurde nichts. Haider starb im Oktober 2008 im Straßenverkehr und nicht nur der Nobelpuff „Babylon“ verabschiedete sich nach dessen Ableben aus Klagenfurt, weil „die politischen Rahmenbedingungen nicht mehr sicher“ seien. Auch der Detektiv Dietmar Karl Guggenbichler, der Mitte der 80er Jahre zusammen mit dem späteren FPÖ-Nationalrat und „Sozialistenfresser“ Hans Pretterebner den Lucona-Kriminalfall praktisch im Alleingang aufgedeckt hatte und so zu Ruhm und Ehre gelang, verabschiedet sich mit seiner in Strau (bei Ferlach) ansässigen Firma. Die Detektei meldete dieser Tage beim Kreditschutzverband 1870 Konkurs an.

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Frühere Fehden:
Dietmar K. Guggenbichler gegen UNO-Shoppingcenter (4. Juni 2006)

Marcus J. Oswald (Ressort: Detektive)

Dietmar K. Guggenbichler gegen UNO-Shoppingcenter

Posted in Detektive by sicherheitwien on 4. Juni 2006

Dietmar K. Guggenbichler Ende der 80er Jahre beim Lucona-Skandal. Nun in Linz aktiv! (Fotoquelle: Der Fall Lucona, Hans Pretterebner)

(Wien, im Juni 2006) Dietmar K. Guggenbichler ist der bekannteste Detektiv Österreichs – nach Walter Pöchhacker (Wien) und Walter Penk-Lipovsky (Wien). Nun mischt der 62-Jährige die Linzer Szene auf und klagt 170.000 Euro Auftragshonorar beim Geschäftsführer des UNO-Shoppingcenters ein.

Tiefenrecherchen

Im Jahr 2004 beauftragte die Eigentümerfamlie des Shopping Centers „UNO“ in Linz-Leonding den Detektiv mit der Installierung einer Überwachungsanlage. Zugleich hatte das Einkaufscenter Probleme mit dem Raumordnungsplan. Seit Jahren wollte es erweitern, doch das misslang. Die Landesregierung Oberösterreich machte dem Eigentümer einen Strich durch die Rechnung. Jahrelang wurden Expansionspläne zurück gewiesen.

Dann soll der Detektiv beauftragt worden sein, „Munition“ (wie er es sagt) gegen einflussreiche „Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik“ Oberösterreichs zu finden, damit die Inhaberfamilie Handlbauer im Lobbying gegen die Landesregierung ein stärkeres Gewicht zur Hand hat. Offiziell war dieser Auftrag nie. Laut Auskunft des gegnerischen Rechtsanwalts Dr. Walter Müller existierte nur ein Auftrag für das Videoüberwachungssystem.

Aufgezeichnete Telefonate

Doch Guggenbichler ist natürlich nicht einer, der auf den Fettaugen der Nudelsuppe schwimmt. Er ist Freischwimmer und zeichnet, wie jeder intelligente Mensch, Telefonate auf. Zur Sicherheit. Und aus solchen Telefonaten soll hervor gehen, dass er im Vorfeld des Lobbying um eine neue Raumordnung für den Shoppingcenter mitgemischt haben soll. Fakt ist: 2005 gab es dann nach jahrlanger Weigerung seitens der oberösterreichischen Landesregierung tatsächlich einen neuen, verbesserten Raumordnungsplan für das UNO-Shoppingcenter in Linz-Leonding.

Nun pocht Guggenbichler auf sein Honorar in der Höhe von 170.000 Euro. Der Junior-Geschäftsführer Christoph Handlbauer will von einer Beauftragung in dieser Sache nichts wissen. In der Tat dürfte es eher eine Abmachung zwischem dem Seniorchef und Guggenbichler gewesen sein.

Stelldichein

Da sich die UNO-Einkaufszentrum GmbH jedoch weigert zu zahlen, zog der Detektiv vor Gericht. Und verspricht Enthüllungen. Die Linzer Richterin Amalia Berger-Leitner vertagte die erste Sitzung Mitte Mai 2005. Guggenbichler-Anwalt Dr. Michael Metzler versprach, dass es zum Auftrag für Recherchen über die Persönlichkeiten, die den Raumordnungsplan blockierten, Schriftliches und aufgezeichnete Telefonate gab.

Die Oberösterreiche Nachrichten, beim Prozess vor Ort, schrieb am 13. Mai 2006, dass die Liste der Genannten ein „Stelldichein der heimischen Prominenz aus Wirtschaft und Politik“ sei.

Vorerst muss im Verfahren die „Auftragsvergabe“ geklärt werden. Daher wird der Seniorchef Josef Handlbauer als Zeuge befragt. Erst dann kämen die durchleuchteten Promis an die Reihe.

Marcus J. Oswald (Ressort: Detektive)